Er hat es wieder getan. Maurizio Palmulli, in unserer kleinen Stadt weltberühmt als „Mister Ok“, hat sich zum 33. Mal vom Ponte Cavour in den Tiber gestürzt. Kopfüber, klassischer „tuffo“ mit langestreckten Armen und Beinen, ein eleganter Engelflug. Mit 68 Jahren. Seit 1990 macht er das an jedem Neujahrstag, als Nachfolger von anderen „Mister Ok“, die den mysteriösen Ehrentitel wie ein Feldherr des Imperiums tragen, weil sie, kaum in das bereitstehende Feuerwehr-Boot geklettert, den rechten Daumen zum Zeichen ihres Siegs über Kälte, Scham und Lebensalter recken.
Hoch sei er gepriesen. Nicht nur, dass Palmulli, im Hauptberuf Bademeister in Ostia, mit selbstbewusster Nonchalance die zeitlose Klasse der schwarzen Slip-Badehose vorführt. Ein Tibersprung im neumodischen Flatterteil mit Krokodil- oder Kaktusdruck? Ma per carità, unvorstellbar! Mister Ok, der seinen durchtrainierten Großvaterkörper so unverdrossen in die schmutzigen Fluten wirft, ist ein Held unserer Zeit. Er personifiziert die urrömische Haltung, dass alle Unbill am Ende doch nur den Tiber herunterfliesst in Richtung Ostia. Rom hat alles schon gesehen und lässt sich durch nichts erschüttern. Ewig halt.
Omikron wird abflauen zur Corona-Pfütze, nur der Tiber möge fließen bis ans Ende der Zeit. So blond, wie ihn die Römer verklären, wird er dabei wohl nie werden. Er bionno Tevere, von wegen. Allenfalls straßenköterblond. Oder, wie es hier heißt: Color cane che fugge – Hund, der abhaut.
Bravo Maurizio – und danke Birgit für die gute Geschichte zum Start ins neue Jahr! Buon Anno!
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