Bei Perugino

Pietro di Cristoforo Vannucci, wahrscheinlich 1448 in Città della Pieve geboren, wurde als „Perugino“ einer der berühmtesten und begehrtesten Maler seiner Zeit. Er arbeitete in Florenz mit Leonardo, Ghirlandaio, Filippino Lippi, Botticelli und Pinturicchio zusammen und malte als 30-Jähriger in der Sixtinischen Kapelle, wo seine „Taufe Christi“ als einziges der großen Fresken eine Signatur trägt.

Damals strotzte der divin pittore (göttlicher Maler) vor Selbstbewusstsein. Alle wollten seine lieblichen Madonnen und edlen Heiligen, die er stets elegant gekleidet, sorgfältig frisiert, mit geradem Rücken und beseelt-gelassenem Gesichtsausdruck in der sanften Landschaft seiner Heimat Umbrien platzierte. Blaue Hügel, pastellgrüne Wiesen, hier und da ein Bäumchen und am Horizont der Lago di Trasimeno, das wurde Peruginos Markenzeichen. In späteren Jahrhunderten galt das als dekorativ, was nicht besonders anerkennend gemeint war. Mit etwas mehr Empathie kann man bei Perugino heitere Seelenlandschaften entdecken, perfekt für harmoniesüchtige Gemüter wie mich. Mir gefällt er allemal besser als sein Schüler Raffael oder der noch viel harmonischere Kollege Botticelli.

Also auf nach Città della Pieve. Mehr Dorf als Stadt, auf der Grenze zwischen Umbrien und Toskana gelegen, charakteristisch durch mittelalterlichen Ziegelsteinbauten. 7000 Einwohner, der berühmteste zurzeit Colin Firth. Und drei Peruginos, passend für einen gemütlichen Spaziergang an einem halbwegs frischen Julimorgen.

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Das Fresko „Anbetung der Heiligen Könige“, befindet sich im winzigen Oratorio di Santa Maria dei Bianchi. An den Wänden der Kapelle hängen noch die schwarzweißen Kutten der Ordensbrüder, die sich auch „Kompanie der Disziplinierten“ nannten. Anfang des 16. Jahrhunderts war diese Bruderschaft so wichtig, dass sie es sich erlauben konnte, bei Perugino anzuklopfen. Dafür, ihn angemessen zu bezahlen, scheint es dann allerdings nicht gereicht zu haben. Der Maler verlangte 200 Gulden und war nach langem Hin und Her bereit, für die Hälfte zu arbeiten, quasi als Geschenk für seine Heimatstadt. Den lieben Landsleuten aus Città della Pieve war das aber nicht entgegenkommend genug. Sie handelten den Malerstar auf 75 Gulden herunter. Um nicht vollends sein Gesicht zu verlieren, forderte Perugino, dass man ihm wenigstens ein Maultier für die Anreise aus Perugia schicken möge. Das immerhin wurde ihm gewährt.

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Das Gefolge der Könige malte Perugino als langen Zug der Ritter, sogar ein Falkner ist dabei. Ansonsten sieht man wie üblich viel Wiese und flaches Wasser, verklärte Gesichter und schöne Stoffe. Das Jesuskind ist aparterweise größer als ein Schaf (ich arbeite seit Jahren an meiner Sammlung ungestalter Jesuskinder großer Maler) und der Esel stämmiger als der Ochs (der Esel in der Kunstgeschichte wäre auch mal einen Aufsatz wert).

Wahrscheinlich hat Perugino das gar nicht selbst verbockt, sondern der für Jesuskinder und Tiere zuständige Gehilfe aus seiner Werkstatt. Der Meister war für Gesichter und allenfalls noch Füße zuständig – und die stimmen. Tatsache ist aber auch, dass Peruginos Stern 1504, als er für die Diszplinierten arbeitete, gerade dabei war zu verblassen. In Mantua hatte Markgräfin Isabella d’Este über einen von ihr in Auftrag gegebenen „Kampf zwischen Amor und Keuschheit“ das Näschen gerümpft. Perugino hatte es gewagt, eine nackte Venus ins Bild zu bringen – und überhaupt, falsche Technik und falsche Interpretation. Zu einem Platz im Louvre hat es später allemal noch gereicht, aber Isabellas Kritik sprach sich rasch bei Adels herum und die Aufträge für Perugino brachen ein.

So richtig hat er sich nicht mehr davon erholt. Der „Göttliche“ war einfach nicht mehr angesagt. Im Dom seiner Heimatstadt hinterließ er zwei weitere Werke. Eine Taufe und ein Heiligendefilee, erstere ganz gelungen, letzteres naja.

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Der Jordan ist hier eher ein Teppich als ein Fluss. Sieht aus, als hätte der verblüffend staubfreie Johannes das Taufwasser im Fläschchen mitbringen müssen. Vielleicht war in der Flasche auch Eau Sauvage von Dior, denn die glatte Brust des wilden John duftet einem richtiggehend aus  dem Bild entgegen. Und seine Kombi aus leichter Fellweste und lässig drapierter Purpurseide könnte er grandios im Mailänder Herbst tragen.

In der Krypta des Doms findet sich sehr versteckt der Rest eines Freskos von Benozzo Gozzoli. Nur als Hinweis für Kenner.  Man erkennt Adam und Eva beim Sündenfall, aber der Hammer ist die Blumengirlande rechts. Renaissance-Flowerpower!

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Città della Pieve ist also wirklich etwas Besonderes. Wo sonst auf der Welt heißt der Platz vor dem Dom Piazza Antonio Gramsci? Wo sonst gibt es noch Metzger, bei denen man aus dem Verkaufsraum in die Küche schauen kann – auf Berge von frischer Salsiccia, die da gerade mit Bindfaden abgeschnürt wird? Marco Rosi heißt der macellaio, er verkauft auch Safran, der in den Hügeln um die Stadt (wieder) angebaut wird. Und als wäre das alles noch nicht sympathisch genug, sind die Pievenser (?!) auch noch lustig kreativ.

Ob das Colins Firths Regenrinne ist?

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Quatsch, der hat sicher ein Anwesen in der Campagna. Zypressen, Zikaden, Pool und was man als Weltstar noch so braucht. Vielleicht kauft er ja seine Zeitungen hier:

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Gibt es auch in Italien kaum noch, solche Läden. Kleine Zeitreise in eine Welt, da die Maler noch auf Maultieren reisten. Für mich geht’s zurück mit dem Auto, ein Stündchen durch die Hügel. Die Landschaft des Perugino.

 

 

 

Villa Lante

In diesem Sommer also Entdeckungstouren vor der eigenen Haustür. FreundInnen erzählen begeistert von Rundgängen durch die nahezu leeren Vatikanischen Museen, wo auf einmal nicht mehr 20.000 BesucherInnen pro Tag unterwegs sind, sondern nur noch 200. Kein Wächter trompetet mehr „Silenzio!“ in der Sistina, weil es da sowieso schon so still ist. Endlich in Ruhe Michelangelo gucken! Und Luca Signorelli, Perugino, Ghirlandaio, Botticelli. Demnächst. Im Sommer bleibe ich ja dann doch lieber draußen. Zum Beispiel in der Villa Lante.

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Genauso frisch wie auf dem Bild ist es dort wirklich, an einem heißen Julimorgen. Dabei sind gar nicht alle Brunnen in Betrieb, aber die Lage in der Hügellandschaft um Viterbo, ein leichter Wind und die Schatten der alten Bäume reichen schon für Linderung. Die Villa Lante ist ein ziemlich kleiner Park,  für die winzige Ortschaft Bagnaia jedoch schon überdimensioniert.

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Die Provinz Viterbo ist ein Nest des Manierismus. Reiche, von der Esoterik angehauchte Landadelige engagierten allenthalben phantasievolle Landschaftsarchitekten, die je nach Neigung der Kundschaft Ungeheuer (Bomarzo) oder Labyrinthe und formenreiche Brunnen in großzügig bepflanzte Parks drapierten. In Bagnaia war um 1570 der Gartenbauer Jacopo Barozzi am Werk, beauftragt von Kardinal Giovanni Francesco Gambara. Der Kirchenmann war Mitte Dreißig, als er die Verwaltung von Viterbo und Tuscania übernahm, ein ziemlich großes, aber relativ dünn besiedeltes Gebiet voller dichter Wälder und tiefer Seen zum Jagen und Fischen.

Vor den Toren von Viterbo ließ sich Gambara eine kleine Jagdvilla mit Park erbauen, klein, ja intim aber voller Raffinesse. Hier ein kleines Gartenhäuschen – das Haupthaus mit der fantastisch freskengeschmückten Loggia ist leider seit Jahren geschlossen. Pertsonalmanhel! Im Moment passen drei gemütliche ältere Herren mit baumelnden Gesichtsmasken auf Park und Publikum auf.

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Als Gambara 1587 starb, erbte den Besitz Kardinal Alessandro Peretti di Montalto, der sich prompt ein zweites Haus in den Park pflanzen ließ. Peretti ging in die Kirchengeschichte ein, weil er schon mit 14 Jahren zum Kardinal ernannt wurde. Als er Bagnaia übernahm, war er immerhin 17 und sich seiner Würde offenbar schon sehr bewusst. Angesichts der heutigen Gerontokratie in der Römischen Kirche vergisst man leicht, wie jung Kurienmänner und Päpste früher waren, ganz selbstverständlich zu Pferd unterwegs und das meistens gut bewaffnet. Ätherische Gestalten wie Benedikt XVI waren eher selten, es ging ja schließlich auch weniger um himmlische Fährnisse als um weltliche Macht. Altmänner-Gespinste wie der Verzicht auf Sex oder Fleisch am Freitag haben Typen wie Gambara, Peretti aber auch ihre Vorgesetzten nicht die Bohne interessiert, und Martin Luthers Stänkereien sind in Viterbo bis heute nicht angekommen. Lieber lud man als junger Kirchenfürst Gäste zu rauschenden Gartenpartys ein, platzierte sie an einem langen Tisch mit einem Wasserlauf in der Mitte und tafelte im Schein von 14.000 Kerzen.

 

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Der ganze Park evoziert spielerisch das Miteinander von Kunst und Natur. Ein Evergreen! Der Park und seine Brunnen sollten so natürlich wie möglich wirken, geschafft haben die Architekten des 16. Jahrhunderts das sicher mit diesem Nymphäum:

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Man muss es nur anschauen, und schon kühlt die Körpertemperatur ab! Was das anging, hatte Kardinal Peretti noch ein anderes, eiskaltes Geheimnis. Er ließ im Winter Schnee in eine zehn Meter tiefe Höhle schaufeln, die er im Sommer als Kühltruhe benutzen konnte. So schmeckte auch der Weißwein aus dem benachbarten Montefiascone besser…

Villa Lante

Via Jacopo Barozzi 71, Bagnaia

Tel. +39-0761-288088, Tgl. außer Mo von 8.30 bis 19.30 Uhr, 5 Euro. Maskenpflicht!

 

Esel trainieren

Im Internet wird jetzt Eseltraining für Führungskräfte angeboten. Wer einen sturen Esel auf Trab bringt, so die These, der könne auch seine Leute besser antreiben. Eine geniale Idee. Und ich Freak dachte, Eselmist sei das Geschäft meiner Zukunft! Dabei wäre es natürlich viel lustiger, den Erfolgreichen bei ihren Versuchen zuzuschauen, meine Esel vorwärts (oder sogar rückwärts, Kleinigkeit!) zu bewegen, mit Aufpreis darf auch der Stall ausgemistet werden. Ich könnte den KundInnenkreis beschränken auf Chefredakteure und Redaktionsleiter aus, sagen wir, Hamburg und München und hätte den Spaß meines Lebens. Im Gegensatz zu den Internet-Eseln sind meine nämlich nicht über Jahre vortrainiert. Weil ich nicht so der Erziehungs- und Dressur-Typ bin, konnten meine Esel bislang machen was sie wollten. Seit 6000 Jahren müssen Esel für den Menschen arbeiten, bei uns war Otium angesagt.

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Da rauft sich natürlich jeder Eselexperte die Haare. Aber auf Eselexperten habe ich ungefähr so viel gegeben wie auf ExpertInnen der Kindererziehung. Sie haben mich schlicht nicht besonders interessiert.

In der langen Quarantäne jedoch kommt man auf abseitige Gedanken. Einer davon ist: Wie wäre es eigentlich, mal mit Lotti spazieren zu gehen? Über Stock und Stein, hügelauf, hügelab? Lotti heißt eigentlich Charlotte und ist mit ihren sieben Jahren die Jüngste der Familie. Schokobraun, großäugig, tolle Figur, eine Schönheit. Sehr verschmust. Und wahnsinnig stur.

Lotti will nicht von mir geführt werden, Lotti will hinter mir her schlurfen. Das findet sie ganz toll. Aber am Halfter angefasst, gar gezogen werden? Lästig! Beleidigend! Fasse ich sie am Halfter, bleibt Lotti stehen und schaut demonstrativ durch mich hindurch. Lasse ich sie los, wartet sie auf die nächste Streicheleinheit. Dann erst setzt sie sich in Bewegung.

Okay, dachte ich, es dauert vielleicht doch noch eine Weile mit dem gemeinsamen Spaziergang. Aber irgendwann wird sie es kapieren. Fehler! Lotti hat natürlich längst kapiert, was sie tun soll. Neben mir her laufen, versteht doch jeder Esel. Sie WILL aber nicht, denn sie weiß nicht, was das jetzt soll. Ganz schlimm wurde es, als ich mit dem Seil auf die Weide trat. Mademoiselle begab sich spontan in den Galopp. Bloß weg hier! Wer weiß, was das für ein Folterinstrument ist! Nach nur drei Tagen hat sie verstanden, dass das Seil nicht gefährlich ist. Jedenfalls auf Abstand. Für’s Anlegen brauche ich vermutlich noch mal eine Woche, konservativ geschätzt. Wenn ich es jetzt versuche, zieht sie sich unter den Holunderbusch zurück und schmollt.

Im Gegensatz zu Menschen muss man, merke dir das, Führungspersönlichkeit! Esel überzeugen, Dinge zu tun. Nicht vollquatschen oder gar anbrüllen: überzeugen. Es sei denn, natürlich, man zwingt sie mit roher Gewalt. Dreht ihnen die empfindlichen Ohren um oder prügelt sie. Für alles jenseits der Körperverletzung und Tierquälerei gilt: Ein Esel ist weder ein Hund noch sonst ein untergebenes Wesen und deshalb auch kein Befehlsempfänger. Ein Esel ist übrigens auch kein Pferd. Mit Pferden konnten Menschen über Jahrtausende in den Krieg ziehen – ein Esel würde den Teufel tun, sich auf ein Schlachtfeld peitschen zu lassen. Der geht ja noch nicht mal über eine Brücke. Esel sind die vorsichtigsten Tiere. Ganz große Skeptiker. Im Zweifel einfach stehen bleiben.

Die Führungspersönlichkeit meiner Lotti zu werden, ist deshalb eine riesige Herausforderung. Im Moment sieht es eher umgekehrt aus.

Unter Dachsen

Ein alter Traum von mir ist es, ein Buch über Dachse zu schreiben. Dachse gehören in die Kategorie der chronisch unterschätzten Tiere. Sie stehen ewig in zweiter Reihe, so wie der Esel hinter dem Pferd und die Ente hinter dem Huhn. Der Fuchs ist sagenhaft schlau, der Dachs ist… ja, was eigentlich? Man weiß so wenig über ihn. Dabei ist er doch ein wirklich markant aussehendes Geschöpf.

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Sodoma verhält sich zu Signorelli ja auch ein wenig wie der Dachs zum Fuchs. Der erste gilt als attraktiver Sonderling, der zweite als einer der ganz großen Stars der Kunstgeschichte. In Monte Oliveto Maggiore sprang Sodoma als Ersatz für Signorelli ein, als dieser einen besseren Job gefunden hatte als die Auspinselei eines Kreuzganges in der toskanischen Provinz. Prompt malte die zweite Wahl Sodoma überall Dachse ins Gewölbe. Der Schwarzweiße auf diesem Fresko trägt ein rotes Halsband, ein Hinweis darauf, dass Dachse in früheren Zeiten gezähmt wurden, etwa um Jagd auf Füchse zu machen. Ganz sicher waren sie kein Schoßhund-Ersatz. Denn Dachse stinken. Wie alle Marder setzten sie ihre Drüsensäfte großzügig zum Markieren und zur Selbstverteidigung ein. Auf diesem Fresko scharen sie sich indes sehr zutraulich um einen jungen Mann, der Sodomas Züge trägt. In seinem Haus in Siena umgab sich der Künstler, der eigentlich Giovanni Antonio Bazzi hieß, außer mit Dachsen auch mit Affen, Papageien und Rabenvögeln. Ihm ist es zu verdanken, dass Meles Meles seinen Auftritt in der Welt der Kunst bekam.

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Wir leben ebenfalls mit Dachsen, allerdings nicht unter einem Dach. Die Tiere stehen auch in Italien unter Schutz und sollen schön draußen bleiben. Wie viele es sind, wissen wir nicht genau, aber fast jeden Abend können wir sie hören, wenn sie im Olivenhain Wurzeln ausgraben oder gleich neben dem Haus laut schmatzend irgendwelche Kleintiere verzehren. Dachse essen besonders gern Regenwürmer, aber auch Käfer und Mäuse (die unsere verwöhnten Katzen liegen lassen). Zur Not geht auch Gemüse. Als die Kinder klein waren, schickte ich sie mit den Obst- und Gemüseabfällen zum Komposthaufen, etwa 100 Meter vom Haus entfernt. Ich sagte nicht: „Wirf das Zeug auf den Kompost“, sondern: „Bringe es bitte dem Dachs.“ Das fanden sie gleich viel interessanter.

Heute morgen habe ich dann gesehen, dass das mit dem Dachs und dem Kompost durchaus keine Erfindung war. Denn direkt neben dem Gemüseabfallhaufen auf der Grenze zwischen Olivenhain und Wald, sah ich das hier:

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Der große Baumeister hat gebuddelt. Und wie! Der Dachs gräbt sich ja nicht einfach ein Loch, sondern konstruiert komplizierte Wohnhöhlen, die aus Dutzenden von „Kammern“ bestehen können. Füchse sind als Untermieter willkommen. In Mecklenburg wurde eine weitläufige Höhle entdeckt, die sagenhafte 10.000 Jahre von Dachsen bewohnt gewesen sein soll. Forscher entnahmen das den Knochen-Funden von Beutetieren, die schon seit Urzeiten ausgestorben sind.

Was das Bauwerk auf unserem Grundstück angeht, könnte es sich um zwei neue Ausgänge jener Dachshöhle handeln, deren „Haupteingang“ ungefähr 150 Meter weiter hangaufwärts liegt. Für einen Dachs keine Entfernun, die buddeln ja locker kilometerlange Tunnel. Der neue Höhleneingang ist malerisch mit Efeu umrahmt. Schöner Wohnen bei Signore Tasso.

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Einmal bin ich sogar fast mit ihm zusammen gestoßen. Es war am Hoftor. Ich kam gerade von einem Spaziergang nach Hause, als der Dachs hektisch schnaubend die Wurzeln unter dem Kirschbaum inspizierte. Als er mich bemerkte, protestierte er. Es hörte sich wirklich an wie beleidigtes Schimpfen! Erst nach einer halben Minute drehte er mir sein breites Hinterteil zu und drehte ab.

Meine Nachbarn, der Dachs, ist ein knorriger Typ.

Wo die Massen sind

Manchmal hat man ja als Journalistin tatsächlich Termine im Kolosseum. Privat gehe ich da sonst nur im Winter hin, in allen anderen Jahreszeiten herrscht IMMER Belagerungszustand. Neulich sah ich an der Metrostation oberhalb des Amphitheaters eine Schlange von Touristen und sprach eine Frau an, wofür sie denn anstünden. Antwort: „Wir stehen hier an, um nicht Schlange stehen zu müssen.“

Ich fand diese Szene ja sehr philosophisch. Schlange stehen, um nicht Schlange stehen zu müssen, sowas gefällt mir. Wir alle leben von absurden Hoffnungen, ahnend, dass sie prompt betrogen werden. In diesem Fall von zwei Verkäufern von Skip-the-Line-Tickets, die gegen Aufpreis ganz normale Eintrittskarten verscherbelten.

Für alle, die draußen bleiben müssen  oder wollen – so sieht’s drinnen aus:

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Hat sich nicht viel geändert in dem alten Gerippe. Ich versuche immer, mir vorzustellen, wie hier im Mittelalter ein ganzes Stadtviertel stand, Wohnungen, Läden. Werkstätten und eine Adelsburg von den Frangipani.

Heute trifft man jede Menge Reisegruppen, die desillusioniert über die Tribünen trotten. Manche scheinen aber auch sehr begeistert zu sein. Diese Gruppe zum Beispiel verfiel Sekunden nach dem Foto in einen kollektiven Sprechgesang. Latein war’s nicht, aber so ungefähr muss es sich angehört haben, wenn die Römer früher schrieen „Habet, hoc habet!“ Jetzt hat er ihn!

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Vor 2000 Jahren war es entschieden lauter im Kolosseum, soviel steht fest. Es war auch entschieden dreckiger. Die Leute verbrachten ja ganze Tage bei Tierhatz und Gladiatorenkämpfen, sie kochten und grillten auch auf ihren Plätzen und ließen ihren Müll einfach liegen. Zum Glück für die Archäologen, die so beweisen können, dass Brathuhn auch im Altertum schon begehrt war, die Currywurst hingegen definitiv noch nicht erfunden.

Heute wird der Müll schön ordentlich entsorgt, mit Betonung auf: schön.

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Diese Eisenmülltonnen sind einfach tolles Design, oder? Da kann man, genau wie früher, eigentlich vom Boden essen.

 

Granatroter Schmetterling

Heute vor 50 Jahren starb Gigi Meroni. Eine Hommage.

Schmetterling. So nannten sie ihn, weil er seine Gegenspieler umflatterte und umtänzelte, weil er an ihnen vorbei schwebte. Unhaltbar, unfassbar, schwerelos. Schmetterling, wegen der Leichtigkeit, ja Luftigkeit seines Spiels, ein Falter im Granatapfel-roten Hemd mit der Nummer: La farfalla granata. 103 Einsätze für Torino Calcio, sechs Auftritte für die Squadra Azzurra. Ein halbes Jahrhundert ist vergangen und doch ist Luigi, alias Luigino, alias Gigi Meroni bis heute einer der populärsten Fußballer Italiens. Was nicht an den 22 Toren liegt, die er von 1964 bis 1967 für Toro erzielte, erst recht nicht an den mageren zwei Treffern für die Nationalmannschaft. Der Schmetterling fliegt höher als jede Statistik.

Keine einzige Trophäe holte Meroni in seiner überschaubaren Karriere; eigentlich ist er der schlagende Beweis dafür, dass Siege im Fußball nicht unbedingt der Stoff für Legenden sind. Talent allerdings, das ist unabdingbar. Eine Ausnahmebegabung, die einmalige und unvergessliche Szenen schafft. Szenen, die Väter ihren Söhnen ausmalen, die geträumt werden und immer wieder nachgespielt. Dieses Tor in San Siro gegen Inter zum Beispiel, der Schmetterlingsflug vorbei an einem staksigen Giacinto Facchetti, das leichtfüßige Tändeln zurück, die halbe Drehung, das Streicheln des Balls, der Lupfer in die rechte Ecke: Der Anfang vom Ende der „Grande Inter“ des Catenaccio-Magiers Helenio Herrera. Nach drei unbesiegten Jahren musste Inter sich am 12. März 1967 dem Toro und seinem Gaukler Meroni beugen. Einem Spieler, der Elfmeter verabscheute, „weil für mich nur schöne Tore zählen.“

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Der Schmetterling tänzelte und dribbelte rechts außen, so wie er es als Kind gelernt hatte, in einem Innenhof von Wohnzimmergröße und auf dem winzigen Fußballacker seiner Kirchengemeinde. Er war klein, er war wendig, er war gewitzt, 170 Zentimeter Energie, Fantasie und Ironie. Was Gigi Meroni aber zum Mythos machte, waren nicht nur seine Künste auf dem Platz. Er war der Beatnik des Calcio, der erste Popstar des italienischen Fußballs. Halb Dandy, halb romantischer Held, verstieß Meroni gegen alle Konventionen. Er ließ sich die Haare wachsen und einen Bart, er trug große Sonnenbrille und komische Hüte. Er kleidete sich vorzugsweise kariert und gestreift – wie ein englischer Exzentriker, er führte ein Huhn an der Leine spazieren, „denn einen Hund hat ja jeder.“ Das Huhn hatte nur er, es bekam einen Ehrenplatz in seinem Oldtimer, einem sorgfältig restaurierten Fiat-Balilla aus dem Jahr 1936, dessen Innenausstattung er persönlich übernommen hatte: Samt und Seide, auch ein Miet-Chauffeur mit Käppchen gehörte dazu. Das alles war es aber noch nicht, was Gigi Meroni als Rebellen qualifizierte. Zumal er, anders als die angeblichen Revoluzzer von heute, die Balotellis und Ibrahimovics, auf dem Platz ein Muster an Disziplin war. Nie ein Platzverweis.

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Zum Außenseiter machte ihn nur sein Privatleben. Dabei brauchte es wenig, um im Italien der 1960er Jahre ein Revolutionär zu sein, es gab zum Beispiel wenig Wilderes als eine wilde Ehe. Ohne Trauschein lebte Meroni mit seiner großen Liebe Cristiana Uderstedt, einem langbeinigen, blonden Jahrmarktsgeschöpf mit deutschem Großvater, die bereits mit einem anderen Mann verheiratet war – einem Assistenten des großen Regisseurs Vittorio De Sica. In der Schießbude von Cristianas Familie hatte De Sica einen Film gedreht, Sophia Loren verkörperte das Mädchen mit den Luftgewehren, also Cristiana, die der Loren zeigte, wie man in der Bude hantieren musste. Der Regieassistent verliebte sich in die blonde Schießbudenfrau. Ruckzuck wurde Hochzeit gefeiert. Vergeblich tauchte Meroni, der Verlassene, in der Kirche auf, um seine Angebetete in letzter Minute vom fatalen Ja-Wort abzuhalten. Die Trauung fand statt, doch schon wenige Wochen später brannte Cristiana mit dem Fußballer durch.

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Ein Riesen-Skandal in einem katholischen Land, wo strenge Richter die „Flucht aus der ehelichen Wohnung“ mit Gefängnis bestraften, übrigens nur bei Frauen. In Italien gab es bis zum Jahr 1970 keine Ehescheidung, nur die Annullierung durch das päpstliche Ehegericht Sacra Rota. Vier Jahre dauerte der Prozess um Cristianas kurze Ehe, erst im Sommer 1967 gaben die Kirchenmänner der Rota ihren Segen zur Auflösung. Vier Jahre voller Anfeindungen, Häme und Benachteiligungen. Der italienische Fußball war deutlich spießiger als der Rest der Gesellschaft, mit seiner Vorliebe für hohle Phrasen um Stolz, Ehre und Vaterland, seinen männerbündischen Konventionen und dem unbedingten Gehorsam gegenüber autoritären Trainern. Am spießigsten von allen aber war die Nationalmannschaft.

Dort wehrte sich der Commissario Tecnico Edmondo Fabbri, Spitzname „Topolino“ (Mickymaus) nach Kräften gegen den talentierten, aber „gefährlichen“ Schmetterling, der die Squadra Azzurra mit seinem unmoralischen Lebenswandel zu korrumpieren drohte. 1964. Meroni spielte damals noch bei CFC Genua, berief Fabbri ihn in die B-Nationalmannschaft. Im Trainingslager angekommen, wurde der Spieler vor die Entscheidung gestellt: Haare ab oder du darfst nicht spielen. Meroni trug einen Pilzkopf, wie ihn die Beatles modern gemacht hatten, ganz nach dem Vorbild des von ihm verehrten, fast auf den Tag gleichaltrigen George Harrison. Von langen Haaren konnte also eigentlich nicht die Rede sein, aber die übrigen Azzurri trugen einen zackigen Marines-Schnitt. Und Gigi knickte ein, die Haare kamen ab. „Der Trainer wollte es so“, bekannte er kleinlaut in einem Fernsehinterview.

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Als Meroni zwei Jahre später, mittlerweile ein Star in der Liga, in die erste Mannschaft geholt wurde, wiederholte „Topolino“ seine Forderung. Doch diesmal blieb Meroni hart. Er wusste, dass Fabbri nicht an ihm vorbei kam. Und er wusste, dass es nicht um den Haarschnitt ging. Die Frisur war nur ein Symbol für einen freien Lebensstil, und dieses Symbol galt es zu verteidigen. „Ich spiele nicht mit den Haaren“, verkündete Meroni, es blieb also alles dran. Fabbri rächte sich, wie italienische Trainer sich zu rächen pflegen – er stellte den Trotzkopf nur dann auf, wenn es gar nicht mehr anders ging. Und er rückte ihn ins Kreuzfeuer der Kritik. Jahre später sollte dem genialen Roberto Baggio ähnliches widerfahren, als er im Finale gegen Brasilien 1994 einen entscheidenden Elfmeter hoch über’s Tor in die Tribüne zog. Baggio trug einen Nackenzopf, er war Buddhist, er lebte und spielte wie er wollte. Für die Nationaltrainer Arrigo Sacchi und Giovanni Trapattoni machte ihn das zum Problemfall. Die Leute aber verehrten ihn als „Raffael des Fußballs.“ Italiener lieben große Individualisten, was sie aber nicht davon abhält, einem gnadenlosen Konformismus zu frönen. Im Fußball wie im richtigen Leben.

Als die Azzurri bei der WM 1966 in England sensationell mit einer Niederlage gegen die Lumpenkicker aus Nordkorea ausschieden, wurde der verrückte Gigi Meroni von den Medien als Sündenbock ausgemacht. Dabei hatte er, wie so oft, das Spiel gegen die Koreaner nur von der Bank gesehen. Gerade weil es „Topolinos“ Nationalmannschaft an Fantasie und Spielfreude mangelte, scheiterte sie kläglich. Und für das Scheitern wurde der Fantasievogel Meroni verantwortlich gemacht. Wer in wilder Ehe lebte, war unfähig, das Vaterland zu verteidigen.

Im Sommer 2014 stellte die große linke Tageszeitung „La Repubblica“ dem Spieler Daniele De Rossi folgende Interviewfrage: „Zum ersten Mal fährt die Nationalmannschaft mit zwei Spielern, die in Scheidung leben und einem bereits Geschiedenen zur WM. Was bedeutet das?“ De Rossi, der Geschiedene, antwortete: „Das bedeutet, dass Gigi Buffon, Andrea Pirlo und ich ein schönes Trio bilden.“ In die Weltmeisterelf von 1982, so sinnierte der Weltmeister von 2006 weiter, „wäre ein Geschiedener wohl gar nicht erst berufen worden. Weil das als unanständig galt. Aber die Zeiten ändern sich.“ Wie sehr, das zeigt die Tatsache, dass der frühere Nationaltrainer Cesare Prandelli in Kampagnen gegen die Gewalt an Frauen auftrat und das Vorwort zur Autobiografie eines Homosexuellen-Aktivisten schrieb. Mit Prandelli hatte die Squadra Azzurra plötzlich eine gesellschaftliche Vorreiterrolle übernommen, engagierte sich gegen die Mafia und gegen Rassismus. Während des Rest Italiens nach 20 Jahren Berlusconismus noch nicht ganz so weit war.

Die Arme von Daniele De Rossi sind voller Tätowierungen. Vielen Profis kann die Haut nicht verziert und die Frisur nicht verrückt genug sein, sie werden von ihren Sponsoren mit farbenfrohen Stollenschuhen ausgestattet und haben auch in der Freizeit einen Hang zu ausgefallener Kleidung. Meroni machte schon Schlagzeilen, weil er seine Strümpfe stets aufgerollt trug, das galt als Marotte, als manifestierter Eigensinn. Dabei fand er’s so nur bequemer.

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Mit Mode kannte Gigi Meroni sich aus, seine früh verwitwete Mutter schnitt in Heimarbeit Stoffe für Krawatten zu und als Gigi mit 15 die Schule verließ, verdiente er sein Geld mit dem Entwurf von Stoffmustern. „Skizzierer“ nannte man diesen Job, der Begriff „Designer“ war noch nicht erfunden. Como, wo Gigi Meroni als mittleres von drei Kindern am 24. Februar 1943 geboren wurde, war ein Zentrum der italienischen Textilindustrie. Der Rebell des Calcio wuchs in sehr kleinen Verhältnissen auf, nicht in den brodelnden Vorstädten einer Metropole, sondern in einem beschaulichen Städtchen inmitten einer sehr properen Landschaft mit stillen Seen und malerisch bewaldeten Bergen, ganz nah an der noch aufgeräumteren Schweiz. Die ersten Fußballtrainer des kleinen Gigi waren Priester, sie entdeckten sein Talent in der Kirchenmannschaft Libertas San Bartolomeo, und sie bestärkten ihn in seinem Wunsch nach einer Profikarriere. Mit 17 heuerte Meroni beim Zweitligisten Como Calcio an, zwei Jahre später kam er zum Erstligisten Genua. Als er 21 war, bot Torino für ihn die damals Schwindel erregende Summe von 300 Millionen Lire. Und Meroni fand seine Heimat: Den Toro, der tragischste und exzentrischste Klub des italienischen Fußballs.

Fünfzehn Jahre waren vergangen, seit im Mai 1949 im Nebel über Turin ein Flugzeug mit der legendären Mannschaft des Grande Torino an der Basilika von Superga zerschellt war. Kein Spieler überlebte das Unglück, bei dem übrigens ein gewisser Pierluigi Meroni die tragische Hauptrolle spielte – als Pilot. Zum Zeitpunkt der Katastrophe stellte der Toro einen Großteil der Nationalmannschaft, er stand kurz vor dem Gewinn seines fünften Meistertitels in Folge. Nach der Tragödie von Superga aber konnte der Klub nicht an die alten Erfolge anknüpfen.

Doch 1964 sollte es endlich wieder aufwärts gehen, mit dem Erfolgstrainer Nereo Rocco – und mit dem aufstrebenden Talent Gigi Meroni. Rocco, der gestrenge „Paròn“ (Chef) war eigentlich ein Anhänger des Catenaccio. Doch er bewunderte Meronis Talent, er ließ den Schmetterling fliegen. Dass sein Lieblingsspieler mit einer verheirateten Frau in einer bohèmehaften Altbauwohnung lebte und in seiner Freizeit als Künstler dilettierte, störte den „Paròn“ wenig. Bei ihm stand Meroni immer pünktlich auf dem Platz, er rauchte nicht und trank grundsätzlich keinen Alkohol. Italiens Fußballbeatnik verabscheute Drogen und liebte die Kunst. Er malte in leuchtenden Farben – Blumenbilder, exotische Szenen, ein Selbstporträt als „Hidalgo“, spanischer Ritter. Ganze Nächte verbrachte er an der Staffelei, aber alle Einladungen für eine Ausstellung lehnte Meroni ab, „die Leute kämen ja nur, um die Bilder des Fußballers zu sehen.“ Er aber wollte als Künstler wahr genommen werden, irgendwann. Einstweilen bekam die Welt seine selbst entworfenen Anzüge zu sehen, die er bei einem soliden Turiner Herrenschneider nähen ließ. „Ich bin ja von Haus aus Zeichner“, pflegte Meroni zu sagen, „aber Fußballer bin ich lieber.“

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Er war ein leiser Mensch und schüchtern bei aller Exzentrik. Nie äußerte er sich zur Politik, jene Welt war ihm zu laut. Erschrocken nahm er zu Kenntnis, dass ein Angebot des Lokalrivalen Juventus fast zu einem Volksaufstand geführt hätte. Gianni Agnelli, der Fiat-Patron, Lebenmann und legendäre „Avvocato“, bot für den Spieler Meroni 700 Millionen Lire. Und die Toro-Tifosi unter den Fiat-Arbeitern drohten mit Sabotage. Sie ließen Flugblätter drucken, sie ritzten angeblich sogar Schrammen in die Fiat-Autos, wenn die an ihre Fließbandstationen kamen. Am Ende musste der „Avvocato“ auf Meroni verzichten. Und Gigi blieb zu Hause, beim Toro.

Bis zum 15. Oktober 1967. Ein Heimspiel gegen Sampdoria Genua, der Schmetterling tanzte wie immer, sein argentinischer Freund Nestor Combin machte drei Tore, der Toro gewann 4:2. Am Abend wurde gefeiert, bis sich Meroni und sein Mannschaftskamerad Fabrizio Poletti verabschiedeten: Sie wollten heim, als Nachbarn am zentralen Corso Re Umberto. Beide standen auf der Mitte der viel befahrenen Straße, als sie von einem Auto erfasst wurden, Poletti verletzte sich nur am Bein, Meroni wurde überfahren. Wenig später starb er im Krankenhaus, die Stadt erfuhr es am nächsten Morgen. Turin stand unter Schock – der Schmetterling hatte für immer seine Flügel geschlossen. Mit 24 Jahren. Mehr als 20.000 Menschen begleiteten den Sarg durch die Straßen der Stadt, es war eine herzzerreißende, bewegende Trauerfeier, fast ein zweites Superga.

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Der Fahrer des Unfallwagens war 19 Jahre alt. Ein Super-Tifoso des Toro, ein glühender Verehrer von Gigi Meroni. Er kleidete sich wie sein Idol, er ließ sich die Haare wachsen wie der Schmetterling, manchmal wurde Attilio Romero sogar mit Meroni verwechselt und gab dann in dessen Namen Autogramme. Im Jahr 2000, 33 Jahre nach dem Unfall auf dem Corso Re Umberto, wurde Attilio Romero Präsident des Toro. Die Tifosi waren entsetzt. Und noch empörter waren sie, als Romero, der Präsident, der die Toro-Legende Meroni getötet hatte, den Klub 2005 in die Pleite trieb. Als Bankrotteur wurde er vor Gericht gestellt zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde ausgesetzt. „Er hätte lebenslänglich verdient, weil er den Toro zwei Mal getötet hat“, lautete das Urteil der Fans. Offenbar konnten Romero und Torino Calcio einander nicht entkommen: Kein anderer Klub Europas hat in seiner Geschichte so viel Schicksal.

Für Gigi Meroni wurde auf dem Corso Re Umberto ein Denkmal errichtet. Der Staatssender RAI zeigte 2013 einen Spielfilm mit dem Titel „La farfalla granata.“ Es war der pure Kitsch. Denn Italien hat Sehnsucht nach dem Beatnik des Calcio, aber das Land ist konformistischer denn je. 

Schmetterlinge verzweifelt gesucht.

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Der Heitere

Heute werden kleine Italiener nicht mehr Ilario genannt, was schade ist, denn erstens klingt dieser Name sehr schön und zweitens bedeutet er „der Heitere.“ Und heitere Menschen trifft man leider auch in diesem schönen Land immer seltener.

Der Ilario in unserem Dorf war genauso so, wie es sein Name versprach, von einer freundlichen Gelassenheit. Seinen Nachnamen kannte kaum jemand, weil sich ja sowieso alle duzen. Auf dem Land braucht man keinen Nachnamen. Wenn man Ilario genauer bezeichnen wollte, reichte der Zusatz „il trattorista.“

Dabei war Ilario nicht einfach nur Traktorfahrer, sondern mit seinem Lamborghini nachgerade verwachsen.

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Sommers wie winters thronte er auf seinem Gefährt, das nicht ganz so alt war wie er, aber doch schon ziemlich betagt. Nie begegnete uns Ilario zu Fuß, stets hatte er irgendwo eine Wiese zu mähen oder ein Feld zu pflügen bei Leuten, die sich einen eigenen Traktor nicht leisten konnten oder wollten. Und wenn er auf dem Lamborghini den Tiber überquerte, dann hieß es im Dorf: „Ilario ist heute im Ausland.“

Vor vielen Jahren kam Ilario auch zu uns und walzte den Olivenhain platt. Wenn er fertig war, pflegte er unter einer der Eichen am Rand des Hains stehen zu bleiben, im Schatten. Das war das Zeichen dafür, dass Ilario sein Werk getan hatte und nun gern ein Bierchen trinken würde. Wenn ich ihm das brachte, dankte er höflich, stieg aber nicht aus dem Sessel. Um Ilario vom Traktor runter zu bringen, raunten die Leute im Dorf, bräuchte es schon mehr als ein, zwei Flaschen Bier.

Irgendwann rammte er mit seinem Traktor unser Hoftor. Das war ihm so peinlich, dass er danach nicht mehr kam. Zu diesem Zeitpunkt war Ilario 87 und stocktaub. Ins Ausland fuhr er immer noch.

Zuletzt habe ich ihn vor einem Jahr gesehen, natürlich beim Landmaschinenschrauber. Ich erkannte ihn nicht sofort, ohne seinen Traktor. Ilario lächelte ein wenig schief mit seinen verbliebenen Zähnen, als ich ihn brüllend fragte, wie es denn so gehe. Wie soll es gehen, wisperte er, Signora, man wird nicht jünger. Aber es muss ja, es muss.

Seine Hände waren getränkt vom Maschinenöl, sein Gesicht zerfurcht von mittlerweile über 90 Sommern.

Am Mittwoch ist Ilario von seinem Lamborghini gestürzt. Ein abschüssiges Feld, ein Moment der Unachtsamkeit, vielleicht sogar ein kleiner Schlaganfall. Der Traktor fuhr dann ohne ihn weiter, das hat der  Trattorista nicht überlebt.

An einem glühend heißen Nachmittag im Juli ist Ilario, der heitere Traktorfahrer so gestorben, wie er gelebt hat: Aus dem Sattel gefallen, mit 93 Jahren.

Da Goethe a Totti

In der Fußballoper wird auch mal italienisch gesungen. So habe ich es gestern abend in der Casa di Goethe in Rom gehalten. (Auf dem Foto neben den famosen Professoren Angelo Bolaffi und Friedrich Schiller).

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Und hier der kleine Vortrag über Literatur und Spektakel:

Chissà se Francesco Totti ha veramente letto il Werther di Goethe. L’idea sarebbe intrigante: un mito del calcio-spettacolo moderno che si confronta con un mito letterario. Dopotutto Werther e il suo creatore Goethe, all‛epoca erano delle Pop-Star come lo è Totti oggi. Dopo l’uscita del primo romanzo di Goethe nel 1774, in tutta Europa si manifestò quella che gli storici chiamano la „febbre di Werther“, una vera e propria febbre da tifo – i giovani lettori vestivano gli abiti indossati da Werther nel romanzo, parlavano come Werther, amavano come Werther.

La storia dei suicidi di massa a emulazione dell‛eroe di Goethe, è invece pura leggenda. Ma già il fatto che si creassero miti attorno al giovane scrittore e al suo eroe, ci dimostra come Goethe fosse uno scrittore alla moda, un personaggio iperpopolare, talmente famoso da viaggiare perfino in incognito per sfuggire ai suoi ammiratori – cosa che Totti non potrebbe fare neanche in Polinesia, perché oggi grazie ad Internet e alla televisione, lo riconoscono in ogni angolo del pianeta.

Tra Goethe e Totti non vi è ovviamente una linea continua, quindi il tema della nostra serata può sembrare un po‘ azzardato. Ma se si pensa alla creazione di miti e allo spettacolo come tema letterario allora le affinità si trovano

Alla fine del Settecento, gli eroi popolari non erano certo personaggi sportivi come accade oggi, nelle nostre società tardo-capitalistiche con le loro democrazie un po‘ stanche che trovano i nuovi tribuni del popolo anche sui campi di calcio. E allo stesso tempo non esistevano più gli spettacoli di massa come nell’antica Roma. Eppure nel suo „Viaggio in Italia“ Goethe ci racconta di aver assistito a uno spettacolo sportivo, nel suo diario da Verona il 16 settembre 1786:

Dopo che oggi ebbi lasciato l’Arena, qualche migliaio di passi più in là ho assistito a uno spettacolo pubblico alla moda. Quattro nobili veronesi giocavano al pallone contro quattro vicentini. Di solito questo gioco si svolge tutto l’anno tra veronesi, circa due ore prima di notte; stavolta, per la presenza degli avversari stranieri, la folla era innumerevole: potevano ben essere quattro o cinquemila spettatori.

Quattro, cinquemila spettatori erano un numero altissimo per l’epoca, tant’è che il nostro cronista si sente immediatamente tornare ai tempi antichi e parla dell’„anfiteatro che si forma naturalmente e casualmente, proprio come l’ho visto crescere sotto i miei occhi in quell’occasione.“ Goethe è impressionato dal tifo di veronesi e vicentini di fronte a un gioco che assomiglia più al baseball americano che al calcio moderno, ma che riesce a creare nello scontro tra le due città un clima da derby. Il tedesco trova strano che uno spettacolo così coinvolgente si manifesti „sotto un antico muro cittadino, senza la minima comodità per gli spettatori.“ E Goethe si chiede: „Perché non giocano nell’Anfiteatro, dove si sarebbe tanto bello spazio?“ L‛anfiteatro, cioè l’Arena, il luogo dei giochi romani. Questo sarebbe secondo Goethe il luogo adatto per quello spettacolo popolare che gli sembra una riedizione dei giochi antichi. E siamo sinceri: Chi di noi non ha mai sognato di vedere una partita nel Colosseo?

Goethe fa questo paragone perché conosce benissimo il mondo dell’antichità, è venuto in Italia anche per completare i suoi studi classici. E a Verona nota: „Il gioco mette in vista delle bellissime posizioni, degne di essere riprodotte in marmo. Sono tutti giovani ben piantati e robusti, in brevi e succinte vesti bianche (…) Specialmente bella è la posizione che prende il battitore quando scende a corsa del piano inclinato alzando il braccio per colpire il pallone; fa pensare al Gladiatore Borghese.“ Ecco il collegamento con la tradizione antichissima degli spettacoli, ecco l’associazione fra sportivo e gladiatore; in questo caso passa tramite una statua greca della collezione borghese. L’estetica del gioco suscita in Goethe memorie antiche, esattamente come capita a noi che vediamo il calcio, nel frattempo cresciuto ad un enorme industria di intrattenimento come erede degli spettacoli dell’antica Roma. Forse perché cerchiamo come lo fece già il Dichter tedesco in un mondo che cambia velocemente anche lì, nei giochi antichi, la nostra identità e le nostre radici. Perché il desiderio dell’uomo per il gioco e eterno e eternamente umano.

Ed eccoci arrivati dalla Verona del Settecento a Roma, l’eterna capitale dello spettacolo di massa che oggi si riconosce non in un artista di fama mondiale e ancora meno in un personaggio politico, ma in un calciatore che da 25 anni è l’idolo della città. 25 anni sono tanti perfino in una città che si definisce eterna, raramente un papato permane così a lungo, per non parlare del mandato di un sindaco… o di una sindaca. Francesco Totti è riuscito a incarnare come nessuno prima di lui quello che i romani rintengono sia la loro stessa identità. La città si rispecchia in lui e lui stesso ha saputo creare o almeno supportare il proprio mito, seguito da un pubblico devoto composto non soltanto dal cosidetto popolino, ma anche da scrittori e intellettuali. Se Goethe fosse nostro contemporaneo, se vivesse e scrivesse oggi in queste stanze, non possiamo escludere che scriverebbe anche della Roma e di Totti. Il fenomeno ha senza dubbio una portata letteraria. Un giocatore e la sua città, una storia lunga più di duemila anni.

Torniamo quindi un attimo indietro, nella Roma imperiale che sovviene a Wolfgang Goethe mentre guarda la partita di pallone sotto l’Arena di Verona. È lì che nasce, insieme ai grandi spettacoli di massa nei circhi e nelle arene, una letteratura che a volte glorifica e a volte critica lo spettacolo che vi si svolge, uno spettacolo per il grande pubblico, sì, per la massa, ma offerto da una singola persona: l‛imperatore.

Possiamo citare Marziale, che nel suo Liber de spectaculis descrive gli spettacoli che si tennero per l‛inaugurazione dell‛Anfiteatro Flavio sotto l’imperatore Tito, e che durarono più di 100 giorni! In particolare, Marziale ci racconta l‛episodio dello scontro tra due gladiatori di nome Prisco e Vero, una dura lotta che sembra non finire mai e che rischia addirittura di diventare noiosa, finché l’imperatore stesso non interviene per interromperla, con un esito soprendente:

Tirava per le lunghe lo scontro Prisco, lo tirava per le lunghe Vero

e l’esito rimase a lungo incerto.

Si chiese a gran voce che si facesse a loro grazia, ma Cesare [Tito] obbedì alla legge da lui stessa voluta:

Solo deposto lo scudo e alzato il dito abbia fine lo scontro.“

Mandò loro più volte, questo gli era consentito, piatti di argenti e doni.

Ma alla fine si trovò una soluzione per questo duello così incerto:

alla pari lottarono, alla pari cedettero.

A entrambi Cesare fece dare la bacchetta, a entrambi la palma – questo premio riportò il loro valore e la loro abilità. Questo non è accaduto sotto nessun principe, Cesare! Combattere in due e vincere entrambi.

Qui lo scrittore non loda i protagonisti nell’arena ma l’arbitro, l’imperatore, il Cesare stesso che offre lo spettacolo al suo pubblico. Esattamente come tanti secoli dopo i patriarchi del calcio italiano, da Achille Lauro a Silvio Berlusconi che arrivò a dire a Papa Wojtyla: „Esportiamo tutti e due un idea vincente nel mondo, lei il cristianesimo e io il mio Milan.“ Berlusconi aveva i suoi corteggiani che come Marziale gli cantavano le lodi. Più critico fra gli antichi era Giovenale, che si idignava per il famoso panem et circenses, considerando l’ultimo l‘oppio dei popoli. Lo stesso Giovenale ci racconta in una delle sue satire una giornata romana al Circo:

Oggi tutta Roma è contenuta dal Circo e un fragore mi colpisce l’orecchio, da cui deduco che hanno vinto i verdi. Perché se avessero perso vedresti questa città disperata e attonita come se i consoli fossero caduti tra la polvere di Canne.

Sembra un pomeriggio di domenica dopo la vittoria della Roma allo Stadio Olimpico . Ci sta tutto: il tifo sfrenato con il suo entusiasmo e la sua disperazione, il primato dello spettacolo sulla politica. Sembra di vederli, questi Romani che tifano la squadra dei verdi, come d’altronde tifava anche l’imperatore Nerone. Perché anche il Princeps aveva la sua squadra e di Domiziano si narra addiritura che fece gettare in pasto ai cani un tifoso aversario, perché le sue esternazioni avevano dato troppo fastidio all‛imperatore. E‘ vero, non c‛è niente di nuovo sotto il sole di Roma e quindi attorno alla più grande arena dell’antichità, il Colosseo, troviamo già allora i tifosi appasionati, ma anche gli agenti dei gladiatori, vediamo gli sfortunati perdenti e gli strapagati beniamini del pubblico.

In età giulioclaudia, quando il Colosseo ancora non esisteva, il più famoso gladiatore di Roma era un certo Massimo con 36 trofei vinti, più tardi le star dell’arena si chiamavano Generoso o Fiamma, gli ultimi portavano nomi d’arte. I gladiatori potevano diventare ricchi, famosi e amati dalle donne. Non tutti erano schiavi. Conosciamo anche alcuni casi di uomini liberi, di classe equestre e senatoria che scesero nell’arena e perfino l’imperatore Commodo si divertiva a vestire i panni da gladiatore. Certo, nel Colosseo e nel Circo si moriva, le corse all’epoca erano pericolose come lo è oggi la Formula Uno. Lo sport c’entrava poco, si lottava per vita o morte. E il più famoso gladiatore di tutti i tempi è Spartaco, non perché vincesse i suoi scontri nell’Arena di Pompeji, ma perché sfido l’esercito romano. Ma il fascino dello spettacolo e la mitizzazione dei suoi grandi protagonisti è rimasto fino ai giorni nostri. O forse dovremmo dire: E‘ rinato?

Perché per lunghi secoli l’Arena tace sotto il regno della chiesa. E solo dopo la caduta del Papa re lo spettacolo torna a regnare sovrano. Oggi abbiamo un papa che si dichiara apertamente tifoso di calcio. Francesco è un corvo, così si chiamano i tifosi del San Lorenzo, una squadra di Buenos Aires. Già Papa Wojtyla era socio onorario di vari club, tra cui il Barcellona e lo Schalke 04. I papi di oggi ricevono squadre italiane e dall‛estero che portano le proprie maglie come dono.

E il calcio è diventato tema di grandi scrittori. Famose le Cinque poesie sul gioco del calcio di Umberto Saba, commovente la passione calcistica di Pier Paolo Pasolini che giocava a pallone praticamente tutti i giorni della sua vita adulta, e fondò la nazionale artisti prima di essere ucciso proprio su un campo di calcio abbandonato vicino al mare di Ostia. Pasolini era tifoso del Bologna ma gli piaceva anche vedere la Roma all’Olimpico. Lui sosteneva che „il capocannoniere di un campionato è sempre il miglior poeta dell’anno. Il calcio che esprime più goals è il calcio più poetico.“ E il grande linguista Pasolini riconosceva un linguaggio del football che descriveva così:

Le “parole calcistiche” sono potenzialmente infinite, perché infinite sono le possibilità di combinazione dei “podemi” (ossia, in pratica, dei passaggi del pallone tra giocatore e giocatore); la sintassi si esprime nella “partita”, che è un vero e proprio discorso drammatico. I cifratori di questo linguaggio sono i giocatori, noi, sugli spalti, siamo i decifratori: in comune dunque possediamo un codice.

Ci può essere un calcio come linguaggio fondamentalmente prosastico e un calcio come linguaggio fondamentalmente poetico. Per spiegarmi, darò – anticipando le conclusioni – alcuni esempi: Bulgarelli gioca un calcio in prosa: egli è un “prosatore realista”; Riva gioca un calcio in poesia: egli è un “poeta realista”.

Corso gioca un calcio in poesia, ma non è un “poeta realista”: è un poeta un po’ maudit, extravagante. Rivera gioca un calcio in prosa: ma la sua è una prosa poetica, da “elzeviro”. Anche Mazzola è un elzevirista, ma è più poeta di Rivera; ogni tanto egli interrompe la prosa, e inventa lì per lì due versi folgoranti.“

L’importanza del calcio nella cultura non solo popolare è cresciuta ancora dai tempi di Pasolini. Ma forse l’apice è già superato e proprio dopo Totti viene il nulla. Siamo giunti fino a lui, al termine del nostro breve viaggio storico-letterario. Ma come si è creato il mito attorno a Totti, cos’è che lo rende un personaggio così particolare? Permettetemi una piccola autocitazione da un mio articolo uscito su Die Zeit nella scorsa primavera.

Totti non è solo un giocatore con un talento eccezionale. Che uno possa fare con il pallone quello che vuole, essere magari preciso nel tiro, dotato di fantasia, con un tocco di velluto, può certo entusiasmare i suoi tifosi ma non basta per diventare il simbolo di un’intera città, l’ottavo Re di Roma, già in vita leggendario come i sette mitici predecessori dell’antichità. Un mito romano. Per diventare tutto questo bisogna essere anche un attore geniale, spiritoso e autoironico, rusticale e generoso come l’immagine che i romani hanno di se stessi. Ancora meglio se il personaggio non è solo recitato ma autentico. Se questo si avvera, come nel caso di Totti, bastano pochi titoli e trofei per alimentare la leggenda. Il Capitano ha vinto un unico campionato, la bellezza di 16 anni fa. All’epoca Roma festeggiò la più grande festa popolare di tutti i tempi. Centinaia di migliaia di persone riempivano il Circo Massimo come ai tempi del suo più grande splendore, quando ospitiva sugli spalti qualcosa come 200.000 tifosi. Chi per festeggiare Totti, la Roma e Roma non trovava posto nell’antico Circo si arrampicava sui ruderi dei palazzi imperiali del sovrastante Palatino. I responsabili dei Beni Culturali si mettevano le mani nei capelli, gli altri se la ridevano: Chissenefrega delle vecchie pietre in una giornata in cui vogliamo festeggiare i nuovi miti?

Quando nel 2006 la nazionale azzurra celebrò il titolo mondiale sempre al Circo Massimo vennero in tanti. Ma non fu lo stesso delirio. A Roma l’Italia campione del mondo non suscita la stessa passione come la Roma campione d’Italia. E, per dirla tutta, non suscita la stessa passione neanche in Francesco Totti. Lui lasciò la nazionale subito dopo il trionfo del 2006, ad appena 30 anni. Per giocare altri dieci anni solo ed esclusivamente per Roma, Roma, Roma. Qui lui è il re, altrove sarebbe al massimo un cavaliere fra gli altri. Per lo stesso motivo ha detto di no ad offerte da Madrid o da Milano, supportato dalla famiglia, la quale anche non voleva lasciare la capitale. Mamma Fiorella, Papà Enzo, il fratello e manager Riccardo. E ovviamente la moglie Ilary, che lavora come showgirl per la televisione di Berlusconi e conta la pasta che può mangiare il marito. 17 rigatoni a pasto come confessò lui una volta, „se no me viene la pancia“.

Il Totti pantofolaio consola l’immaginario collettivo che lo ha visto sposo giovane e bello come un eroe antico. Come luogo del matrimonio scelse Santa Maria di Ara Coeli, proprio la chiesa simbolo del popolo romano sul colle più importante della città, il Campidoglio. Totti si sposò in una basilica che fu luogo di assemblee popolari nel Medioevo e dove tutt’oggi i romani celebrano il loro Te Deum a fine anno. Con Ilary scese la scalinata che aveva visto il tribuno Cola di Rienzo parlare al popolo romano. Che la scelta proprio di questa basilica fosse dettata da esigenze di spazio o di sicurezza, questo lo può credere solo chi non si riesca a convincere che Francesco Totti è non solo protagonista ma anche regista del proprio mito.

La gens Totti, di cui tutti noi sappiamo vita, morte e miracoli molto più che della dinastia giulio-claudia, è un azienda famigliare con il nome „Number 10“, chiaramente ispirato al numero della maglia di Francesco. Fattura milioni, nessuno sa esattamente quanti. Sappiamo però che i Totti sono cattolici praticanti e attivi in ambito sociale. Il loro legame con Roma e con il loro quartiere d’origine dietro Porta Metronia è sottolineato dalla cura nell‛uso del dialetto. Nessuno ha mai sentito il capitano pronunciare una frase in quello che viene ritenuto un italiano cristallino. Totti e i suoi sono prima di tutto romani, la First Family in una città che oscilla da milenni fra grandezza e provincialismo, ambizioni imperiali e mentalità paesana.

I Totti sono incredibilmente popolari perché tutti si possono identificare con loro. Dal benzinaio (il mestiere che Francesco avrebbe scelto se non fosse diventato calciatore) al dirigente di azienda, dal chef di cucina al cardinale di Sacra Romana Chiesa. Quando Jorge Bergoglio si presentò su Piazza San Pietro con il nome papale „Francesco“, le sue pecorelle aggiungevano prontamente „il secondo.“

Morto un papa, se ne fa un’altro, dice un proverbio romano. Un papa viene sempre sostituito. Ma come sostituire Totti? Il giocatore non diventa nè più giovane nè più veloce, anche sul campo si sta lentamente trasformando in un monumento di marmo. Che a Roma il calcio andrà avanti anche senza Totti non è ancora provato. Perché il calcio è in crisi esattamente come la politica. Mai come quest’anno lo Stadio Olimpico è rimasto vuoto, abbiamo visto un Derby praticamente senza spettatori. I tifosi organizzati boycottano lo stadio protestando in questo modo contro le barriere della polizia e contro la dirigenza del club. Si sentono lontani da tutti e due, dallo stato italiano e dal loro presidente americano.

Rimane la forza integrativa di Totti. La maglia del capitano vende meglio di tutte le altre messe insieme. Prima viene Totti, dopo di lui il diluvio . Per anni il suo collega Daniele De Rossi, romano anche lui, fu chiamato „Capitan futuro“, il capitano dopo Totti. Nel frattempo è diventato una specie di principe Carlo che aspetta un Re che non vuole e non può abdicare.

De Rossi è tuttora il giocatore più pagato della Serie A. Ma Totti è il più grande attore del calcio italiano, forse del calcio europeo, che rischia fortemente di perdere la sua identità. La partita Inter -Udinese di qualche mese fa ha visto 22 stranieri in campo. L‛Inter è in mano ai cinesi, il Milan verrà venduto a una cordato cinese, la Roma ha già da anni proprietari americani. Ma finché Totti gioca, incarna Roma, il glorioso passato, il fragile presente, la città in bilico eterno fra sacro e profano.