Es gibt Filme, von denen man nur noch die Musik erinnert. Und wenn das so ist, dann stammt diese Musik garantiert von Ennio Morricone. Der Mann, von dem wir alle irgendeine Melodie kennen, ist heute mit 91 Jahren in Rom gestorben. Sein ganzes Leben hat er in seiner Heimatstadt verbracht. Morricone liebte Rom und Rom verehrte ihn. In den letzten Jahren dirigierte er so viele Konzerte wie nie zuvor, alle ausverkauft.
Es war nicht nur die Nostalgie, die die Säle füllte. Irgendwie scheint es, als habe dieser zierliche, leise Herr den Soundtrack unseres Lebens geschrieben. Seine Kompositionen bleiben unverrückbar in unserem Gedächtnis, unserer Seele, weil niemand sonst Emotionen derart klingen und schwingen lassen konnte. Der verrückteste Ort, an dem ich sein „Spiel mir das Lied vom Tod“ gehört habe, war die Kirche San Domenico in Neapel – zu einer Hochzeit.
Morricone war mit seinem späteren Kompagnon Sergio Leone im Stadtteil Trastevere zur Grundschule gegangen. Er war der Beginn eines ewigen Derbys. Leone war für Lazio, Morricone Romanista. Einmal fragte ich ihn, ob er gern die Roma-Hymne geschrieben hätte. Er lächelte abgründig. Ein Fußballspiel musikalisch zu begleiten, halte er jedenfalls nicht für unmöglich.
Sein Erfolg war immer ein wenig unheimlich. Oder besser: Er wollte nie mit Filmmusik weltberühmt werden. Die Soundtracks waren ja nur eine Gelegenheit, Geld zu verdienen für seine Familie, die Ehefrau Maria, mit der er 64 Jahre verheiratet war, und die vier Kinder. Ein Brotberuf, aber der Komponist Morricone hätte lieber Ruhm mit „richtiger“ Musik erlangt, mit „ernsthaften“ Orchesterwerken seine Kollegen und die Fachwelt beeindruckt. Er träumte also von Höherem, genoss aber natürlich die Popularität.
Die Anerkennung der Musikwelt kam spät. Auch die der Filmbranche: 2007 der Ehren-Oscar und erst 2016 ein „richtiger“ für den wenig erinnerungswürdigen Tarantino-Movie „Hateful eight.“
Dabei war er längst ein Klassiker, ein Großer des 20. Jahrhunderts. Seine Musik wird bleiben. Grazie Maestro.